Russland und Deutschland, Russland und der Westen. Hier entscheidet sich, wie wir in Zukunft leben, sagt Hauke Ritz. Er meint damit weniger die russischen Rohstoffe oder gar die Atomwaffen. Hauke Ritz sucht die Konkurrenz da, wo sonst niemand hinschaut. Er sagt: Die USA fürchten das kulturelle und das intellektuelle Potenzial Russlands mehr als all das, was in den Leitmedien tagein, tagaus diskutiert wird.
Im Gespräch erzählt er, wie er das Sommersemester 2022 und damit auch den Krieg an einer Moskauer Universität erlebt hat, und kommt dann schnell zu den großen Fragen der Gegenwart. Der Abstieg des Westens. Der Aufstieg einer neuen, ganz anderen Linken. Das Verhältnis von Mensch und Technik, das auf einen Transhumanismus zusteuert. Russland sieht Ritz nicht nur hier als einen Gegenspieler des Westens und damit als einen Hoffnungsträger.
"Wir könnten jetzt, am Ende der Neuzeit, eine enorme Radikalisierung erleben."
"Die Außenpolitik, die wir erleben, ist nicht realistisch. Man hat manchmal das Gefühl, sie soll scheitern. Eigentlich sollte man doch aber von Politikern und Think Tanks erwarten, dass sie sich Konzepte ausdenken, die gelingen können."
"Der Westen hat es geschafft, seine eigenen Kultur zur Weltkultur zu machen."
"Die Sowjetunion hat ganz Zentralasien industrialisiert, in Sibirien Infrastruktur aufgebaut. Ein Volk von Analphabeten mit Universitäten und Universitätsbildung versorgt. Das sind enorme wirtschaftliche Leistungen."
"In der westlichen Welt blieben Gebiete industrialisiert, die schon industrialisiert waren, und die anderen blieben sich selbst überlassen. Und wenn die Automobilindustrie aus Detroit verschwindet, dann verfällt Detroit."
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