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Interview | 24.05.2023
Der digital-finanzielle Komplex
Ernst Wolff hat ein Buch geschrieben, in dem es um Klaus Schwab geht und um das Weltwirtschaftsforum, die Weltmacht im Hintergrund.
Text: Michael Meyen
 
 

Ein Bildschirmgespräch. Ich war skeptisch, von Anfang an. Kann das funktionieren: 90 Minuten miteinander reden, ohne den anderen zu spüren, zu riechen, zu sehen? Okay: Man sieht natürlich etwas, aber nicht das, worauf es bei einem Interview ankommt. Das Wackeln der Knie, das leichte Zurückzucken, das Entgegenkommen mit dem Oberkörper. Ich brauche das, um nachhaken zu können. Um zu wissen, wann es genug ist mit einem Thema und wann mit dem ganzen Gespräch.

Die Zweifel waren unberechtigt, einerseits. Ernst Wolff ist Ernst Wolff, egal ob live oder virtuell. Man tippt ihn an – und er legt los. WEF, Klaus Schwab, der digital-finanzielle Komplex. Das kommt alles druckreif und wie aus der Pistole geschossen. Der Mensch Ernst Wolff verschwindet dabei ein wenig hinter den Inhalten, aber das liegt vermutlich nicht am Kanal.

Andererseits: Was das Publikum am Bildschirm aufruft, ist eine Illusion. Das Team von Apolut hat es geschafft, aus zwei Bild- und zwei Tonspuren ein Gespräch zu zaubern, das "echt" wirkt. In der Realität stand der große Kasten zwar tatsächlich vor mir, über lange Strecken habe ich aber nicht viel mehr als ein Farbflimmern gesehen und die Antwort durchgängig mit zwei oder drei Sekunden Verzögerung gehört. Ein Interview, das den Namen verdient, kann da eigentlich nicht entstehen.

Es wird trotzdem noch drei weitere Apolut-Gespräche geben, bei denen ich im Studio sitze und mein Gast zugeschaltet worden ist. Flo Osrainik, Matthias Burchardt, Hans-Jörg Müller. In allen drei Fällen waren die Hindernisse für ein Treffen vor Ort so groß und die Inhalte so wichtig, dass wir uns gegen Perfektion in Sachen Form entschieden haben. Meine Lektion: Live bleibt live, selbst wenn man aufzeichnet.

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Bildquellen: apolut.net