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Oben & Unten | 26.02.2025
Raider heißt jetzt Twix
Egal, welche Koalition sich im Bundestag jetzt bildet: Im Großen und Ganzen ändert sich nichts.
Text: Felix Feistel
 
 

Der deutsche Zirkus wurde mit neuen Clowns bestückt, im Volksmund „Bundestagswahl“ genannt. Noch sortiert sich das Parteientheater, und alle Parteien bringen sich für eine Regierungsbeteiligung in Stellung. Doch die Ergebnisse deuten schon jetzt auf bedeutende Veränderungen hin. Der zukünftige große Krieg wird voraussichtlich nicht klimaneutral mit Solarpanzern, biologisch abbaubaren Marschflugkörpern und Drohnen aus fair gehandeltem Kobold ausgefochten, sondern mit den guten alten fossilen Brennstoffen und altbewährten Sprengmitteln. Auch wird es im Schützengraben nur zwei Geschlechter und keine FLINTA- und LGBTQ-Safe-Spaces geben. Stattdessen werden alle Geschlechter gleichermaßen dem Artilleriefeuer und den Drohnen der russischen Armee ausgeliefert werden. An der ungerechten Geschlechterverteilung im Krieg wird sich wohl nichts ändern: Das Sterben für die Profite des Finanzkapitals und der Rüstungsindustrie bleibt eine Männerdomäne. Eine Frauenquote wird es hier eher nicht geben. Es wird auch niemand der üblichen Verdächtigen eine solche fordern.

Zudem weht ein frischer, schwarzer Wind durch die Sozialruinen des Landes. Statt einer rot-gelb-grünen gibt es nun eine schwarze Verarmungswelle, gekrönt von einer blauen Gischt – und das unabhängig davon, ob Regierung oder Opposition blau angemalt werden. Damit werden die eintönig rot-gelb-grünen Wandfarben in den Betonbunkern der Sozialviertel und Flüchtlingsheime ersetzt durch etwas mehr Schwarz. Das Missmanagement von Migration, Wirtschaft und Energie trägt nun das Gesicht mit der gerunzelten Stirn von Friedrich Merz statt des glatten Kahlkopfes, und einige Ministerien werden mit neuen Figuren besetzt. Die Inkompetenz trägt nicht mehr die Farbe Grün, das Desinteresse nicht mehr Rot und der Sozialdarwinismus nicht mehr Gelb. Und Moralismus, Überheblichkeit, Arroganz, soziale Kälte, Zensur, politische Repression und das Recht des Stärkeren sind in schwarz, blau und rot doch um einiges humaner.

Der große Sieger dieser Veranstaltung wird also der sozial und wirtschaftlich schwache Bürger sein, den der Sozialstaat mit sanftem Zwang zur Arbeit tritt und der in seiner Sozialwohnung in Nachbarschaft zu Autobahn, Flughafen oder Fabrikanlagen nun so frei ist, sich zwischen Essen und Wohnen zu entscheiden. Die Frage nach dem Heizen stellt sich dann schon gar nicht mehr. Wenn das nicht eine Erleichterung ist. Gleichzeitig können alle Bürger aufatmen: Die Bedrohung durch falsche Informationen wird weiterhin bekämpft, vielleicht sogar mit eiserner Faust, und die Hassverbrecher im Internet werden weiterhin mit aller gebotenen Härte des Gesetzes verfolgt. Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen sind bereits in Arbeit: Die terroristische Bedrohung durch messerstechende Muselmanen wird durch eine umfassende digitale Erfassung und Überwachung eingegrenzt. Da sie von nun an nur noch Bezahlkarten bekommen, können sie sich auch keine Messer mehr kaufen. Logisch. Und das Konzept ist so gut, dass man es auf alle Bürger ausweiten kann. Bei den Migranten wird es kaum Widerspruch geben. Warum also einen solchen bei einer Ausweitung des System erwarten? Und jeder ist doch ein potenzieller Messermörder. Ebenso wie jeder ein potenzieller Krankheitsübertrager ist.

Auch die Vorzeigedemokratie in der Ukraine, die jetzt nicht mehr Kokaine heißt, kann aufatmen. Denn sie kann sich auf neue Waffenlieferungen aus Deutschland freuen. Der Taurus wird geliefert, ob Krieg ist oder nicht. Und wenn kein Krieg ist, dann wird es eben Zeit, dass es wieder einen gibt. Denn Deutschland ist so gut wie bereit, rüstet sich für die Ostflanke mit mindestens drei, vielleicht sogar fünf Prozent des BIP – und damit mit immerhin bis zu 43 Prozent des Bundeshaushaltes. Darf’s nicht noch ein bisschen mehr sein?

Im Gegenzug muss sich der deutsche Staat demnächst keine Gedanken mehr darüber machen, wie er denn die teure Infrastruktur bezahlen soll – die wird einfach an BlackRock und Co. ausgelagert. Eventuell muss sie dafür erst einmal mit russischer Hilfe pulverisiert werden. Ansonsten ist sie diesen Partnern einfach viel zu teuer. Doch BlackRock, State Street, Vanguard, Goldman Sachs und Warburg stehen schon bereit, sich um diese lästigen Angelegenheiten zu kümmern. Also sowohl um die Zerstörung als auch um den Wiederaufbau – wie in der Ukraine. Dafür bekommen sie auch großzügige Steuererleichterungen, ist ja klar.

Wie man sieht, wird es einen großen Wandel geben, geradezu eine 360-Grad-Wende. Denn das ganze System erhält einen farblich neuen Anstrich, unter dem dasselbe marode Mauerwerk vor sich hin zerfällt. Es ist wie in der Werbung für einen bekannten Schokoriegel, in der es hieß: „Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix.“ Felix Feistel veröffentlicht seit 2017 Texte über das aktuelle Zeitgeschehen bei Manova, Apolut, tkp & Multipolar. Mehr auch auf seinem Telegram-Kanal.

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Bildquellen: Friedrich Merz 2024 in München. Foto: Michael Lucan, Wikimedia Commons