In unregelmäßigen Abständen poste ich in meinem Telegramkanal eine Nachricht mit Hinweisen, wie man mich mit einer Spende unterstützen kann. Ich habe diese Möglichkeit vor einiger Zeit aus zwei Gründen eingerichtet: Einerseits wurde ich auf Veranstaltungen wiederholt gefragt, wie man mir eine Spende zukommen lassen könne. Andererseits habe ich im vergangenen Jahr meine Kanäle auf Youtube und Odysee gestartet. Auf diesen veröffentliche ich Podcasts und Interviews, die ich neben meiner eigentlichen Arbeit für diverse, unabhängige Medien aufzeichne. Solche Projekte kommen nicht ohne Kosten aus. Unter anderem erfordern sie ein Abonnement von Zoom.
Dass unabhängiger Journalismus monetär nicht mit den öffentlich-rechtlichen Sendern, deren Intendanten sich teure Dienstwagen und „Ruhegehälter“ mit absurd vielen Nullen auf Kosten der Beitragszahler leisten, mithalten kann, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Auch ein unabhängiger Journalist muss von etwas leben. Auch das sollte eigentlich jedem klar sein. Wir leben immerhin, ob wir wollen oder nicht, im Kapitalismus, einem System also, das jeden Menschen unter die Knechtschaft des Geldes zwingt. Dennoch erhalte ich auf meine Posts mit den Hinweisen auf Spendenmöglichkeiten immer wieder negative Reaktionen in Form eindeutiger Emojis, etwa dem kotzenden Gesicht oder einem Daumen nach unten.
Solche Reaktionen finde ich unverständlich. Sie zeugen nicht gerade von Respekt gegenüber anderer Leute Arbeit. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen sich an kostenlose Medieninhalte längst gewöhnt haben und daher jeden, der darauf aufmerksam macht, dass solche Inhalte eben für denjenigen, der sie erstellt, nicht kostenlos sind, für einen geldgierigen Halsabschneider halten. Dabei kostet auch Journalismus – zumindest mal Lebens- und Arbeitszeit. Und ich kenne niemanden, der kostenlos arbeitet. Wie wohl dieselben Menschen reagieren würden, wenn ihnen ihr Arbeitgeber verkünden würde, dass sie von nun an unentgeltlich arbeiten, garniert vielleicht mit dem Argument, dass sie ihrer Arbeit doch gerne nachgehen und sicher verstehen würden, dass man für so ein „Hobby“ nicht zahlen könne?
Nun habe ich keinen Arbeitgeber und bin darauf angewiesen, meine Artikel irgendwo unterzubringen. Doch auch unabhängige Medien sind keine Multimillionenunternehmen und in der Regel von Spendengeldern abhängig. Man kann sich also ungefähr vorstellen, wie es sich als unabhängiger Journalist lebt. Denn irgendwie leben muss man ja. Miete zahlen, Sozialkosten tragen, die immer weiter ansteigen, Nahrungsmittel kaufen. Über ein Auto verfüge ich nicht, bin also auf die unzuverlässige Deutsche Bahn angewiesen. Eine jüngst veröffentlichte Studie kam zu dem bahnbrechenden Ergebnis, dass meine Generation und die folgenden Generationen sich niemals eine Eigenheim oder eine Wohnung leisten können werden – wenn sie nicht gerade erben. Tatsächlich lebe ich in einer WG. An Umzug ist angesichts der astronomischen Mietpreise überhaupt nicht zu denken.
Die Einnahmen zu steigern, ist wiederum nur begrenzt möglich. Einerseits gibt es nur eine beschränkte Anzahl von unabhängigen Medien mit begrenztem Kapital. Zum anderen gingen gesteigerte Einnahmen mit erhöhten Steuern und Sozialabgaben einher – sodass am Ende im besten Fall nur genausoviel übrigbleibt, mehr Arbeit also keinen Sinn ergibt. Der deutsche Staat nimmt, wie jeder Staat, seine Bürger aus. An eine Rente ist ohnehin nicht zu denken. Wenn das mit der parasitären Einheitspartei CDUAfDFDPSPDGRÜNELINKE so weitergeht, wird meine Generation mit 98 Jahren in Frührente gehen dürfen und erst ab 112 abschlagsfrei – und dann dennoch nur gerade die Miete zahlen können. Die Hoffnung ist, dass bis dahin das Flaschenpfand so weit angestiegen ist, dass es zum Leben reicht. Gleichzeitig wird die Bundeswehr bis dahin mit 500 Milliarden jährlich ausgestattet, um gegen den Russen zu kämpfen, der jetzt aber bald wirklich vor der Tür steht. Ehrlich. Und BlackRock freut sich über die Umverteilung für die Rüstungsindustrie. BlackRock-Merz auch. Und Scholz kann sich immer noch an nichts erinnern, was da mit Cum-Ex war.
Wenn mich also in diesen Verhältnissen der eine oder die andere mit einer kleinen Spende unterstützen will, dann mache ich auch weiterhin auf diese Möglichkeit aufmerksam. Ich zwinge niemanden dazu und bettele auch nicht darum. Ich betrachte es als Ausdruck der Wertschätzung meiner Arbeit. Zudem habe ich die Spenden bislang beinahe ausschließlich in meine Kanäle auf YouTube und Odysee gesteckt, sie also (in der Sprache des Großkapitals) reinvestiert, anstatt mir einen Porsche oder eine Villa zu kaufen. Das wäre aktuell auch lediglich als Miniaturmodell möglich.
Felix Feistel veröffentlicht seit 2017 Texte über das aktuelle Zeitgeschehen bei Manova, Apolut, tkp & Multipolar. Mehr auch auf seinem Telegram-Kanal.
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