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Oben & Unten | 12.03.2025
Welcher Wählerbetrug?
Deutschland wählte Krieg, Deutschland wird Krieg bekommen. Oder: Man hätte das alles schon seit Jahren wissen können.
Text: Felix Feistel
 
 

Angesichts der Forderung des wohl frisch gewählten, aber noch nicht inaugurierten Bundeskanzlers Friedrich Merz, neue Schulden aufzunehmen, um die Aufrüstung des Landes voranzutreiben, geraten viele mutmaßliche CDU-Wähler in Schnappatmung. Wählerbetrug sei das, so beschweren sie sich. In den sozialen Netzwerken wird teilweise schon nach Neuwahlen gerufen, ja sogar nach einer Strafe für Merz, weil er die Wähler so betrogen habe. Dabei ist eigentlich vollkommen unverständlich, wie man hier von Wählerbetrug sprechen kann. Denn die Wähler haben genau das bekommen, was sie wählten.

So hat Friedrich Merz bereits im Wahlkampf immer wieder von Aufrüstung gesprochen. Er fordert schon lange (ebenso wie Noch-Verteidigungsminister Boris Pistorius), dass Deutschland massiv in die Rüstung investieren und auch die Ukraine weiter unterstützen müsse. Merz hat als Vertreter des Finanzkonzerns BlackRock ja auch ein großes Interesse dran, ist BlackRock doch finanziell an allen größeren Rüstungsschmieden des sogenannten Wertewestens beteiligt. Dass Militarisierung aber nicht zum Nulltarif zu haben ist, war eigentlich jedem Menschen, der auch nur ein bisschen nachzudenken in der Lage ist, vollkommen klar. Denn wenn ein Land bis 2029 kriegstüchtig sein will, wie immer wieder gefordert, erfordert das massive Investitionen, vor allem angesichts der Tatsache, dass die europäischen Waffendepots auf den Schlachtfeldern der Ukraine entleert wurden. Ersatz muss her, und dieser Ersatz kostet den Staat viel Geld, bringt aber der Rüstungsindustrie und letztlich BlackRock Multimilliarden an Euro ein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Es wirkt fast, als habe man die Depots mit Absicht entleert, nur um sie dann wieder füllen zu können.

Dass das Geld nicht einfach durch ein paar Einsparungen zu requirieren ist, egal, wie groß die Einschnitte in den Sozialsektor auch sein mögen, darauf hätte man durch ein bisschen Nachdenken auch kommen können. Keine Sorge, die Einschnitte kommen trotzdem. Nur eben nicht zugunsten der Bürger – was ja ohnehin eine schwachsinnige Vorstellung ist. Nein, dass Schulden notwendig werden würden, war von Anfang an klar. Dass Merz diese noch vor seiner Ernennung durch den Bundestag bringen will, überrascht dagegen tatsächlich. Von bis zu 900 Milliarden Euro ist hier die Rede, die mit Zinsen auf eine Belastung von über einer Billionen Euro anwachsen werden. Aufteilen will Merz diese Summe auf zwei Töpfe, von denen einer 400 Milliarden für die direkte Militarisierung betragen soll. Die restlichen 500 Milliarden sollen, so die Propaganda, in „Infrastruktur“ fließen. Wer sich jetzt fließenden Verkehr in den Städten und einen regelmäßigen und pünktlichen ÖPNV vorstellt, der ist Opfer der rhetorischen Verschleierung geworden. Denn natürlich geht es beim Thema „Infrastruktur“ lediglich darum, Autobahnen und Schienen panzertauglich zu machen, um schweres Gerät an die bald zu eröffnende Ostfront zu karren. Von daher fließt der volle Betrag in den Krieg.

Hinzu kommt das neueste Projekt der nicht gewählten EU-Chefin Ursula von der Leyen, die unter dem Motto „ReArm Europe“ weitere 800 Milliarden Euro mobilisieren will. In Verbindung mit Wehrpflicht und medialer Kriegsbesoffenheit lässt das nur einen Schluss zu: Die Herrschenden wollen Krieg um jeden Preis. Sie brauchen diesen Krieg, da die globale Verschuldung und der ewig drohende Untergang des Finanzsystems keinen anderen Ausweg lassen. Und wenn das Pandemietheater die geplanten Disruption nicht zur Zufriedenheit geleistet hat (und nichts anderes war Sinn und Zweck der Übung), dann muss es nun eben wieder einmal ein Krieg richten. Das hat ja schon fast Tradition. Wann immer sich die Verschuldung der USA und Großbritanniens auf einem Maximum befinden, brechen sie einen großen Krieg vom Zaun, und in dieser Hinsicht stehen wir heute wieder vor demselben Phänomen wie vor den vergangenen beiden Weltkriegen. Man sollte auch nicht den Fehler machen, sich von dem Theater auf der Weltbühne täuschen zu lassen und eine Spaltung zwischen den USA und Europa ernsthaft anzunehmen. Tatsächlich erfüllt die EU sämtliche Vorgaben, die Pete Hegseth, der neue Verteidigungsminister der USA, vorgelegt hat. Das US-Kapital profitiert derweil von der Vernichtung Europas, und zieht den nordamerikanischen Staat in den Krieg gegen China, der ebenso große Profite verspricht.

Das alles war bereits vor der Wahl absehbar. Ist es schon seit Jahren. Wer also von Wählertäuschung spricht, verrät damit mehr über sich selbst als über den angehenden Kanzler. Denn erstens hätte man all das wissen können, wenn man sich nicht einer verblendeten Hoffnung auf eine irgendwie geartete Verbesserung hingegeben hätte. Und zweitens ist es in der Politik bereits Tradition, nach der Wahl genau das Gegenteil von dem zu machen, was man zuvor versprochen hatte. Aber keine Sorge: Letztlich ist es egal, wen man gewählt hat. Denn tatsächlich sind alle Parteien auf Krieg aus. Lediglich die AfD und das BSW liebäugeln noch ein bisschen mit einer friedlichen Annäherung an Russland – was der Grund dafür sein dürfte, dass die sogenannte Brandmauer nicht fallen wird. Allerdings will auch die AfD große Summen in die Militarisierung stecken, und wer aufrüstet, der führt früher oder später auch Krieg.

Ausfechten dürfen den dann die Söhne und Töchter der breiten Bevölkerung – und zwar unabhängig davon, wo Sie bei der Wahl ihr Kreuzchen gesetzt haben. Denn egal, was Deutschland wählt – Deutschland wählt das Schlachthaus. Es ist erstaunlich, dass die Deutschen so bereitwillig ihre eigenen Kinder massakrieren lassen. Felix Feistel veröffentlicht seit 2017 Texte über das aktuelle Zeitgeschehen bei Manova, Apolut, tkp & Multipolar. Mehr auch auf seinem Telegram-Kanal.

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Bildquellen: wal_172619 @Pixabay