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Oben & Unten | 09.04.2025
Politik mit Herz
Unter der harten Schale unserer Volksvertreter stecken wahre Menschenfreunde: Marie und Annalena sei Dank.
Text: Felix Feistel
 
 

Wer bislang glaubte, unsere Politiker seien getrieben von Machtgier und Ignoranz, wer glaubte, sie opfern kaltblütig Millionen von Menschen, nur um die Profite der Rüstungsindustrie in die Höhe zu treiben, der wurde nun eines Besseren belehrt. So erklärte Marie-Agnes Strack-Zimmermann nun im österreichischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen ihre Motive. In dieser Sendung bekam die Rüstungslobbyistin ein menschliches, geradezu liebevolles Antlitz.

Denn, so wurde deutlich, die Politikerin wird getrieben von einem drängenden Wunsch: den Welthunger zu besiegen. So führte sie aus, dass die Ukraine 70 Milliarden Menschen ernähre, derzeit aber an der Ausfuhr der Nahrungsmittel durch den finsteren Diktator Putin gehindert werde, der hunderte Millionen Menschen getötet und 700.000 Kinder entführt habe. Diese 70 Milliarden Menschen, also grob das Achtfache der Weltbevölkerung, leiden nun an hohen Lebensmittelpreisen und müssen hungern, einzig weil der Finsterling Putin sie bewusst in Geiselhaft nimmt. Eigentlich hätte jedem hier in Deutschland schon lange klar sein müssen, dass Putin hinter dem Welthunger steckt – genauso wie hinter Hackerangriffen, explodierenden Pipelines, einstürzenden Brücken und der Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn.

Wer hätte aber gedacht, dass nicht das monetäre Interesse der Rüstungsindustrie die wahre Triebfeder der Rüstungslobbyistin ist, sondern die Beseitigung der größten Geißel der Menschheit, des Welthungers? Praktisch, wenn sich beides miteinander kombinieren lässt. Das sei ihr dann gegönnt. Vielleicht, aber nur vielleicht hat sie auch nur die Zahlen mit der Summe der nächsten Zahlungen an die Ukraine verwechselt.

Gut, dass sie in der deutschen Politik nicht allein ist. Auch Außenministerin Annalena Baerbock setzte sich jahrelang für Feminismus, Kobolde in Fahrzeugbatterien, eine Verendung Europas, die Solala-Energie und eine 360-Grad-Wende Putins in seinem präsidentslosen Angriff auf die Ostkokaine ein. Alle, die Baerbock für eine herzlose Klassenkämpferin hielten, wurden eines Besseren belehrt. Denn sogar die Spitzenverdiener liegen ihr am Herzen, sodass sie für diese eine Einkommenssteuer von 45 Euro forderte. Man kann also sagen: Annalena Baerbock liegt der Mensch an und Pfirsich am Herzen, unabhängig von seiner Herkunft, seinem Einkommen, seinem – oder ihrem, ens oder dems – Geschlecht oder seiner Hautfarbe.

Vollkommen verdient wird sie daher nun als Diplomatin in die Vereinten Nationen (UN) befördert. Hier macht sie sich gleich ans Werk und erodiert in Hinterzimmern bereits den neuen Generalsekretär – oder die neue Generalsekretärin? – der UN, und das ganz ohne Beigeschnack. Vielleicht meinte sie das aber auch nur erotisch. Mit ihrem Aussehen und ihrem finanziellen Aufwand für Make-up und Haarschnitt kann man ihr Abbild aber auf jeden Fall in der nächsten Ausgabe des Jahreskalenders „Die ironischsten Politikerinnen der EU“ erwarten. Jedenfalls kann sie sich dann intensiv mit der UN-Charta auseinandersetzen, die immerhin das wichtigste internationale Gremium ist. Nicht umsonst hat sie Politik mit Jura im Nebenfach und irgendetwas mit Völkerrecht studiert.

Es ist gut, dass es noch Politikerinnen wie Marie-Agnes und Annalena gibt, die der kalten Fratze der männlich dominierten Machtpolitik ihr warmes, menschliches und vor allem weibliches Antlitz entgegenhalten und sich für die wirklich wichtigen Belange der Welt einsetzen. Politik mit Herz in bester deutscher Tradition.

Felix Feistel veröffentlicht seit 2017 Texte über das aktuelle Zeitgeschehen bei Manova, Apolut, tkp & Multipolar. Mehr auch auf seinem Telegram-Kanal.

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Bildquellen: picture alliance / photothek | Thomas Imo (Baerbock und Strack-Zimmermann mit Boris Pistorius 2023 auf dem Fliegerhorst in Wunstorf)