Wer kennt sie nicht, die unartige Society-Lady. In zahlreichen Interviews, Dokumentationen und Berichten kann man auf YouTube sehen, wie sie leibt und lebt. Und wenn man auf die andere Seite schaut, in die Leitmedien, dann hört man das Echo. Protest gegen die Schlossfestspiele in Regensburg schon 2024 und in diesem Sommer wieder.
Nun liegt ihr aktuelles Buch vor: „Lieber unerhört als ungehört“. Der feinsinnige Titel gibt bereits die Laufrichtung vor. Hier wird nichts schöngeredet. Die Fürstin führt ihren Lesern die Missstände unserer Gesellschaft und die Absurditäten des vorherrschenden Zeitgeistes vor Augen und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. So, wie man sie kennt: authentisch, geistreich und unangepasst. Die Themen reichen von Migration über Gender und LGBTQ bis zu Corona und Klimawandel. Alles Themen, die im öffentlichen Debattenraum nicht mehr kritisch hinterfragt werden dürfen. Gloria von Thurn und Taxis tut es dennoch und hält eine Laudatio auf die Meinungsfreiheit:
Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht. Keine Bundesregierung und keine Brüsseler Bürokratie hat sich daran zu vergreifen. Mit dem freien Wort und dem freien Gedanken stehen und fallen alle anderen Freiheiten. Wo der freie Gedanke unterdrückt wird, sind irgendwann auch die körperliche Unversehrtheit und das Eigentum nicht mehr sicher. Für eine parlamentarische Demokratie ist die Meinungsfreiheit nicht nur essentiell, man könnte sogar sagen, beides ist nahezu dasselbe. (S. 210)
Was die 230 Seiten so fesselnd macht, ist die Entschiedenheit, mit der sich Gloria von Thurn und Taxis auf Artikel 5 des Grundgesetzes bezieht und schonungslos ihre Überzeugungen zum Ausdruck bringt. Dabei lässt sie keinen Aspekt der Misere außer Acht, in der sich Deutschland derzeit befindet. Dezidiert zeigt sie die Widersprüche und hinterlistigen Winkelzüge der Machthabenden auf und illustriert, wie diese zur wirtschaftlichen und kulturellen Zerstörung unseres Landes führen. Zu den Fehlleistungen der links-grünen Ideologie, die die Fürstin als eine Art sich anbahnenden Neokommunismus interpretiert, gehöre die massenhafte und unkontrollierte Zuwanderung Sozialbedürftiger bei gleichzeitigem Abbau der ökonomischen Kraft zugunsten von Klimaschutz und der Energiewende.
Die Bundesregierung verlangt von der deutschen Bevölkerung, die lediglich ein Prozent der Weltbevölkerung ausmacht und zwei Prozent des weltweiten „Kohlenstoffdioxids ausstößt“, dass sie die Hauptlast der globalen „Klimarettung“ bezahlen soll. (…) Der Klimawandel gilt darüber hinaus als ein Hauptargument, warum die westlichen Gesellschaften unbegrenzt Migranten aufnehmen sollen. Man hat diese Menschen einfach zu „Klimaflüchtlingen“ ernannt und die Länder des Westens zu den Verursachern des Klimawandels. (S. 196-197)
Zu der Frage, ob es sich beim Klimawandel um einen anthropogenen oder zyklischen handelt, bezieht die Fürstin bewusst keine Stellung, sie betont ausdrücklich, dass sie nicht kompetent sei, dies eindeutig beurteilen zu können. Sehr wohl aber vertritt sie den Standpunkt, dass die außer Kontrolle geratene Migrationspolitik unverantwortliche Konsequenzen mit sich bringe.
Wer die Wirtschaft eines Landes aus Gründen des „Klimaschutzes“ herunterfahren und zugleich unbegrenzt Migranten ins Land lassen und auf Kosten der Einheimischen versorgen will, riskiert natürlich sehenden Auges Verteilungskonflikte bis hin zu Bürgerkriegen. (S.100)
Gloria von Thurn und Taxis bekennt sich zu den traditionellen Werten des Christentums. Obwohl sie keinerlei Randgruppen diskriminiert, sieht sie die „Bereitschaft, Millionen Migranten aus fremden Kulturen einwandern zu lassen“ (S.143), äußerst kritisch. Insbesondere der Islam stellt aus ihrer Sicht ein soziales und kulturelles Problem für Deutschland dar.
Der Islam breitet sich aus, und das ist leider politisch gewollt. Es gibt scharenweise gewaltbereite Glaubenskrieger. (…) Wenn der Islam heute zu Deutschland gehört, dann könnte Deutschland morgen vielleicht schon dem Islam gehören. (…) Man darf auch die Augen nicht davor verschließen, wie Christen und vor allem wie Atheisten in islamischen Ländern leben müssen. Gerade unsere Woken und Bunten, unsere Regenbogenmenschen und Feministinnen würden große Probleme in einem islamischen Land bekommen. Dort wären sie schnell aus der Öffentlichkeit verschwunden. (S. 221-222)
Bild: Die Fürstin 1981 mit ihrem Mann, Johannes Prinz von Thurn und Taxis. Foto: 8mobili, CC BY-SA 2.0 DE
Bei den Grünen und Linken dürften derartige Überlegungen zu unangenehmen Gefühlswallungen führen. Wir alle wissen, dass solche Aussagen im öffentlichen Diskurs mit einem Tabu behaftet sind. Das Schlimme an dieser stillschweigend praktizierten Übereinkunft ist, dass sich die tabuisierten Themenkomplexe somit jeglicher rationalen Begründung und Kritik entziehen. Das macht es unmöglich, die Gründe von Missständen klar zu benennen. Schlimmer noch: Wer ausspricht, was nicht gedacht und ausgesprochen werden darf, der läuft Gefahr, stigmatisiert zu werden. Der Mainstream hat für unerwünschte Äußerungen reflexartige Abwehrmechanismen etabliert, zu denen die Stigmatisierung als „Nazi“ oder „Rechtsextremist“ gehört. Statt Debattenkultur wird Cancel Culture betrieben. Wer die propagierte Ideologie in Frage stellt, gehört nicht mehr dazu. Die Brandmauer ist Symptom einer pathologischen Ignoranz. Die gezielte Diskreditierung von Dissidenten widerspricht aber dem Prinzip der Meinungsfreiheit. Demokratie bedeutet nicht, dass sich die Bürger vorgeben lassen müssen, was sie zu denken haben. Sie sollten auch keine Angst haben müssen, wenn sie aussprechen, was sie wirklich denken. Gloria von Thurn und Taxis lässt sich jedenfalls nicht einschüchtern.
Bild: Bayreuth 2015 - Angela Merkel, Joachim Sauer, Gerwin Spalink (Musiker) und Gloria von Thurn und Taxis (von rechts). Foto: Stage Management, CC BY-SA 3.0
Ob Migration, Klimawandel, Corona oder Energiewende, die Fürstin ist über jeden Zweifel erhaben: Alles sei politisch gewollt, und hinter alldem stecke ein „perfider Plan“ (S. 196). Sie spricht in diesem Kontext von einer „Allianz aus Linken und Globalisten“ (S. 197), deren Ziel es sei, auf dem gesamten Erdball gleiche Lebensverhältnisse für alle herzustellen. Die Nationalstaaten sollen dabei immer mehr an Souveränität verlieren, was sich an der Europäischen Union bereits deutlich ablesen lasse. Dank der EU befinde sich Deutschland auf dem besten Wege in die Fremdbestimmung. Unser Land könne längst nicht mehr selbstständig über innere und äußere Angelegenheiten entscheiden. Gesetze werden in Brüssel geschmiedet. Wer die sogenannten „Globalisten“ im Einzelnen sind, bleibt im Buch unklar, was besonders schade ist, da hier ja jemand aus dem Hochadel spricht – aus einer Familie, der seit Jahrhunderten eine Machtposition zugeschrieben wird. Man erfährt von der Fürstin nur andeutungsweise, mit wem wir es dabei zu tun haben:
Die neue Elite will in einem möglichst großen, supranationalen Rahmen herrschen und Geld verdienen. (S.172)
Der „Klimasozialismus“ (S. 100) sei ein Riesengeschäft, bei dem es um eine Vermögensumverteilung von unten nach oben beziehungsweise von Nord nach Süd ginge. Der Staat und die EU erfinden ständig neue Gesetze und Steuern, um ein bestimmtes Verhalten hervorzurufen: Klimaschutz, Gesundheit, Fairness ... Zu den neuen, grünen Steuern, den sogenannten Lenkungsabgaben, gehören die CO2-Gebühr und die Klimaschutzabgabe auf Gebäudeenergie, die in Kombination mit den exorbitant gestiegenen Energiepreisen viele Unternehmen in Deutschland bereits in die Insolvenz getrieben haben. Von den unzähligen Privathaushalten, die unter der Steuerlast zu leiden haben, wollen wir an dieser Stelle erst gar nicht sprechen.
„Sie werden nichts besitzen und glücklich sein“, heißt es in einem Werbevideo des World Economic Forums in Davos, wo sich Milliardäre treffen, die über die Zukunft der anderen entscheiden wollen; nur so, wird dort verkündet, lässt sich das Klima retten. (…) Diese Feinde der Freiheit und des Eigentums wünschen sich eine radikal andere, bürokratisierte, total überwachte Gesellschaft, die von ihnen selbst kontrolliert wird. (S. 186)
Wenn das Buch der Fürstin eine fiktive Erzählung wäre, müsste man von einer Dystopie sprechen. Aber es ist kein Roman. Es ist auch keine Fiktion. Es handelt sich um Aussagen über die Wirklichkeit. Sie beleuchten die Schattenseiten unserer politischen, ökonomischen und sozialen Realität. Das Buch dürfte ein Ärgernis für alle Linken und Grünen sein. Wer sich aus dieser Fraktion gerne aufregen möchte, dem sei es ans Herz gelegt. Es bietet ausreichend Anlass für Empörung.
Man muss nicht mit allem einverstanden sein, worüber Gloria von Thurn und Taxis referiert, aber man sollte in der Lage sein, andere Meinungen aushalten zu können. Denn wenn die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird, steht die Demokratie auf dem Spiel. Voltaire wird folgender Satz zugeschrieben:
Ich bin nicht einverstanden mit dem, was Sie sagen, aber ich würde bis zum Äußersten dafür kämpfen, dass sie es sagen dürfen.
Ich wünschte mir, dass dieses demokratische Prinzip sowohl in der Politik als auch im Journalismus konsequent Anwendung finden würde. Es ist die vornehmliche Aufgabe der Medien, die Bürger allumfänglich zu informieren, ohne dabei zu manipulieren. Eine funktionierende Öffentlichkeit ist grundlegend für eine Demokratie, die diesen Namen auch wirklich verdient. Öffentlichkeitsakteure haben eine ethische Verantwortung. Sie sollten mit den Meinungen anderer diskursiv verfahren. Was wir nötig haben, ist eine sachliche Debattenkultur. Aber vielleicht ist Demokratie ja auch eine Illusion. Tatsache ist, dass es zwischen den Machhabenden und den Bürgern stets ein Gefälle gegeben hat. Man könnte auch von einem Bedingungsverhältnis sprechen. Obrigkeiten versus Untertanen. Die Elite nimmt für sich in Anspruch, die Masse nach ihrem Willen lenken und bevormunden zu können. Man fragt sich: Mit welchem Recht? Ist die Überlegenheit auf Geld oder Intelligenz gegründet? Wie sieht es mit Opportunismus und Verlogenheit aus?
Es mag nicht im Wesen des Menschen liegen, andere – vor allem andere politische – Meinungen zu akzeptieren. Wer herrscht, wird immer versuchen, seine Ansichten durchzusetzen. Wer herrscht, wird immer der Versuchung ausgesetzt sein, seine Macht zu missbrauchen und Kritik zu unterbinden. Aber genau das ist das stärkste Argument für die Meinungsfreiheit. (S. 212)
Ich bin der Meinung, wer wirklich verstehen möchte, was in Deutschland respektive auf dem gesamten Erdball passiert, der sollte sich nicht auf die Massenmedien verlassen, sondern eher Sachbücher lesen. Die regierenden Parteien haben naturgemäß ein Interesse daran, dass das Bild, das von ihnen in der Öffentlichkeit vorherrscht, ein vertrauenerweckendes ist. Insofern werden sie auch alles daransetzen, die Bewusstseinsindustrie entsprechend zu beeinflussen. Die Praxis zeigt, dass das Ideal der sogenannten vierten Gewalt seitens der Medien nicht beherzigt wird.
Das Buch „Lieber unerhört als ungehört“ könnte man auch als ein Statement der Gegenöffentlichkeit interpretieren, da es die Dinge aus einer anderen Perspektive darstellt, als es die Leitmedien tun. Sich aus der Unmündigkeit zu emanzipieren, erfordert, dass man sich eine fundierte Meinung bildet. Letztere aber kann man sich nur erarbeiten, indem man recherchiert und seinen Verstand ohne Leitung eines anderen gebraucht.
Sich Wissen zu erschließen, ist mühsam und manchmal auch schmerzlich, wenn man der Wahrheit ein Stück weit näherkommt. Die meisten Medienkonsumenten scheuen dies und bevorzugen vorgekaute Erzählungen. Die Mehrheit der wahlberechtigten Bürger lässt sich gerne für dumm verkaufen. Sie interessiert sich nicht dafür, was hinter den Kulissen passiert. Die Eliten haben nur deshalb Macht, weil sich die Bürger ihnen freiwillig und gutgläubig unterwerfen. Echte Demokratie aber erfordert nicht nur Meinungs- und Pressefreiheit, sie braucht auch Bürger, die sich gründlich informieren und nicht täuschen lassen wollen. Keine Untertanen, sondern mündige Bürger.
Gloria von Thurm und Taxis: Lieber unerhört als ungehört. Lektionen aus meinem Leben. München: Langen Müller Verlag 2025, 230 Seiten, 24 Euro.

Dr. Donar Rau hat am Kompaktkurs Journalismus an der Freien Akademie für Medien & Journalismus teilgenommen.