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Bericht | 31.07.2023
Der Tagesspiegel schießt quer
Seit 2017 findet das Friedensfestival Pax Terra Musica statt. Weil die Teilnehmer den Autoren eines Leitmediums nicht passen, wird die Veranstaltung diskreditiert.
Text: Mirko Jähnert
 
 

Das Gelände gegenüber der Freilichtbühne im brandenburgischen Friesack war unschwer als Ort eines großen Ereignisses zu erkennen. Autos und Zelte, soweit das Auge reicht. Das Pax Terra Musica ist zu einem Anziehungspunkt für Menschen geworden, für die Frieden, Naturverbundenheit und Achtsamkeit keine leeren Phrasen sind. Die Veranstalter beschreiben es so:

„Das Friedensfestival Pax Terra Musica vereint vier Tage alle Menschen, die vorgefertigte Denkmuster etablierter Informationsportale durchstoßen haben, Geopolitik analysieren und den Geist des Friedens in sich tragen. Sie gestalten mit ihren Handlungen bewusst die Zukunft für das Wohl der Erde und gesamten Menschheitsfamilie.“

Das Festival bietet für jeden die Gelegenheit, seinen Horizont zu erweitern und mit Gleichgesinnten in den Austausch zu kommen. Samstag wollte ich die Gelegenheit nutzen, um davon etwas zu sehen. Einen Bericht zu schreiben, war nicht geplant. Am nächsten Tag stolperte ich aber im Tagesspiegel über einen Artikel zum Festival, der mich veranlasste, es doch zu tun.

Bildbeschreibung

Zuerst mein Eindruck vom Pax Terra Musica. Schon bei der Ankunft spürt man die Friedlichkeit der Veranstaltung. Man trifft auf freundliche Blicke, eine entspannte Atmosphäre und unzählige Friedenssymbole: Regenbogen, Friedenstauben und Assange-Banner. Auf der Freilichtbühne in Friesack spielt die Gruppierung StreetOps Music. Mit sphärischen Klängen und Texten über Menschlichkeit und Ungerechtigkeit passt die Musik zur Stimmung.

Es gibt jede Menge Stände zum Mitmachen oder zur Inspiration. Kreativität, Naturprodukte, Meditation. Zwischen den Bäumen ein Banner mit der Aufschrift „Friedensbewegung“. Auch ein Bereich für Kinder mit Spielmöglichkeiten wurde liebevoll eingerichtet. Ich nehme ein breites Spektrum an Besuchern war. Menschen zwischen 30 und 70, die man auch bei einer Anti-Kriegs-Demo erwarten würde. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße, wo die Festivalbesucher campen, steht ein Veranstaltungszelt. Hier finden Vorträge zu Themen wie Demokratie und Geopolitik oder zur Geschichte von LSD statt.

Es ist kurz nach 15 Uhr und das Zelt ist voll. Heute wird hier die Sendung Das 3. Jahrtausend aufgezeichnet. Für viele Kritiker der Mainstream-Medien bieten Robert Fleischer, Dirk Pohlmann und Mathias Broeckers jeden Monat wichtige Hintergrundinformationen zu meist geopolitischen Themen. Alle drei sind lange Journalist und haben früher für die andere Seite gearbeitet. Broeckers war Mitbegründer der taz. Pohlmann hat für das ZDF und für Arte Dokumentationen gedreht. Er ist außerdem Chefredakteur des geopolitischen Magazins Free21. In der heutigen Sendung geht es unter anderem um den Ukrainekonflikt und die Nordstream-Sprengung. Zwischendurch immer wieder Applaus von den Zuschauern für die fundierten Analysen. Dabei wird auch das Niveau der Berichterstattung deutscher Leitmedien kritisiert.

Das führt direkt zum Tagesspiegel, der am gleichen Tag über das Festival berichtet. Offensichtlich haben die Veranstalter des Pax Terra Musica dem Blatt Hausverbot erteilt. Die Überschrift lässt den Grund erahnen. Mit dem Attribut „umstrittenes Festival“ wird der Rahmen gesetzt. Man fragt sich: Umstritten bei wem? Die Autoren sind Sebastian Leber und Julius Geiler. Beide sind für Griffe in die unterste Journalismus-Schublade bekannt und waren sich in der Coronazeit für keine persönliche Attacke gegen Andersdenkende zu schade. Krawalle und Zerstörungen seitens der Antifa wurden dagegen verharmlost.

Weiter im Text. Damit der Leser des Tagesspiegel weiß, welch böses Klientel sich da im Namen des Friedens vereint, werden im ersten Satz aufgezählt: Verschwörungsideologen, Rechte und Putinversteher. Da ich im Gegensatz zu den Autoren vor Ort war, kann ich über diese Etikettierung nur lachen. Allein die Tatsache, dass man den offiziellen Narrativen zum Ukrainekonflikt und anderen Themen nicht blind folgt, macht für Leber und Geiler verdächtig. Und sie wittern selbst die ganz große Verschwörung: mit Gedankenschlenkern über fünf Ecken schaffen es die beiden, auch Holocaustleugnung und Antisemitismus in den Text einzuarbeiten. Damit ist dann das Richtschwert endgültig geschwungen, und der Tagesspiegel-Konsument sollte sich empört abwenden. Dabei ist der Artikel von Leber und Geiler nur der müde Aufguss des teilweise wortgleichen Artikels aus dem letzten Jahr. Mit der Realität hat das nur rein gar nichts zu tun.

Mich jedenfalls hat der mehrstündige Festivalbesuch überzeugt. Das breite Angebot aus Workshops, Musik und Vorträgen bietet für jeden etwas. Man kommt miteinander ins Gespräch, und alle Besucher eint eine positive Einstellung zu Frieden, Freiheit und Menschsein. Pax Terra Musica könnte das jährliche Festival der Friedensbewegung in Deutschland werden.

Bildbeschreibung

Mirko Jähnert hat am Kompaktkurs Journalismus an der Freien Akademie für Medien und Journalismus teilgenommen.

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Bildquellen: Mirko Jähnert