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Artikel | 01.06.2023
Wege des Friedens
Grund für Optimismus: Wo das Gespräch über „gut“ und „böse“ hinauskommt und die Antwort keine Waffen braucht, zeigt sich: Freiheit beginnt bei uns selbst.
Text: Hannes Pfeiffer
 
 

Emancipate yourselves from mental slavery /
None but ourselves can free our minds (Bob Marley)

Befreit euch von der mentalen Versklavung / Niemand als wir selbst kann unsren Geist befreien, sang Bob Marley 1979. Der erste Teil dieses Artikels untersuchte, auf welche Weise das Gespräch zum Erliegen kam. „Eintreten für Frieden“ heißt dann: Partei ergreifen für die Ukraine und Waffenlieferungen! Woher also Hoffnung nehmen – wenn das politische Klima in Deutschland weiter kälter wird? Die Lösung, schrieb ich, sei zwischenmenschlich. Dieser Artikel sucht Wege – anhand von drei Beispielen aus der Kommunikations- und Systempsychologie.

Ein Balance-Akt

Geradezu barmherzig kann es sein, wenn die Partnerin uns nicht gerade einen Tag vor dem wichtigen Bewerbungsgespräch schonungslos damit konfrontiert, dass sie die Beziehung nun beenden wolle. Wenn sie stattdessen den ‚richtigen‘ Zeitpunkt abwartet. – Wann sagen wir schonmal bei einer Trauerfeier oder einem Business-Meeting frei heraus, was uns in den Kopf kommt? Aber tischen wir deshalb Lügen auf? Idealerweise nein. Man könnte sagen: Wir üben Balance, passen den richtigen Zeitpunkt ab (und scheitern vielleicht manchmal dabei). Heißt umgekehrt: Man ist der Wahrheit nicht auf Gedeih und Verderb ausgesetzt. Nietzsche hatte sicherlich nicht ganz Unrecht, wenn er sagte, dass der Mensch üblicherweise die Wahrheit nur für ihre „angenehmen, Leben erhaltenden Folgen“ wolle. (Auch Goethe „sah, daß den meisten die Wissenschaft nur etwas ist, insofern sie davon leben, und daß sie sogar den Irrtum vergöttern, wenn sie davon ihre Existenz haben“.) Schonend dosieren und balancieren wir – sofern aufrichtig – im menschlichen Miteinander, was wir für Wahrheit halten. Denn während allein die Wahrheit der Sache gerecht wird, wird sie im Miteinander verträglich nur durch Rücksicht und Sanftmut und die bedachte Dosis. (Dieser Schwelle in der Politik entspricht Diplomatie.)

Und während diese sanfte Vermittlung „harter Fakten“ meist einleuchtend ist, gibt es auch Menschen, die grundsätzlich wenig mitteilsam sind und Situationen, in denen wir das Gefühl haben, wir könnten oder sollten uns nicht öffnen. Das Resultat ist oft: Wir lähmen uns durch Vorstellungen, statt sie im Gespräch zu überprüfen.

Den Käfig sprengen

Für den Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun war das (in seinem Standardwerk „Miteinander reden“, Band 1) Ausgangspunkt für die bildhafte Feststellung: Man könne Fantasien als Material benutzen, um entweder Käfige oder Kontaktbrücken herzustellen. Fantasien – das meint alle Spekulation darüber, was zum Beispiel unausgesprochen in unserem Gegenüber vor sich geht. Was wir allein an vagen Anzeichen handfest zu machen versuchen. Die Fantasie wagt sich gleichsam empor, um Fragen wie: ‚Wieso hat sie mich so schräg angeschaut, als ich reinkam?‘ plausibel zu erklären. Auch wenn ich nach einem langen Bar-Abend auf meinem Handy sehe, dass der Chef mich am früheren Abend noch angerufen hatte – die Fragen drängen sich wie von selbst auf. Ungeduldig testen wir die Plausibilität möglicher Antworten, um Ungereimtheiten (und etwa aufkommende Sorgen) zu befrieden. Das Problem dabei: Wir kommen schnell von einem ins Nächste. Verlieren uns in Spekulation darüber, was jemand gedacht, gemeint, gewollt haben könnte. Das wird zum Problem, sofern wir stattdessen die Wirklichkeit beim Gegenüber erfragen könnten, dies aber aus Angst oder weil wir uns unserer Antworten allzu sicher sind notorisch nicht tun. Die unscheinbarste Geste des Gegenübers kann dann plötzliches großes Gewicht in unserer Deutung seines Verhaltens einnehmen. Häufig verirren wir uns – schon in Banalitäten des Alltags – in diesem Käfig unserer eigenen Gedanken wie in einem Labyrinth. Da setzt Schulz von Thun an, wenn er vorschlägt: Wir sollten stattdessen eine Brücke bauen! Denn wir können unsere Mutmaßungen und Fantasien über die Beweggründe anderer mit ihnen gemeinsam überprüfen (statt weiterhin Mutmaßungen über sie anzustellen). Häufig geht das nicht direkt; vorübergehend müssen wir uns dann in Gelassenheit üben. Aber je länger wir für uns allein und ungeprüft von Einem aufs Nächste schließen (uns also ‚einen Käfig bauen‘), desto größer die Chance, dass wir uns in zunehmend abwegige Schlüsse versteigen. Das wird spätestens dann absurd, wenn daraus Sorgen entstehen, in die wir uns verbeißen, ohne zu bemerken, dass wir ihre Angemessenheit längst am Gegenüber überprüfen könnten.

Was so banal scheint, tut sich alltäglich wie klaffende Gräben vor uns auf. Und Frage lautet schlicht: Könnten wir nicht gleich Brücken bauen, statt uns auf isolierte Fantasien zurückzuziehen?

Die Schuld immer im Anderen?

Der Spielfilm „Anleitung zum Unglücklichwerden“ (2012) nutzt als gleichnamige Vorlage ein Sachbuch des Kommunikationswissenschaftlers, Soziologen und Philosophen Paul Watzlawick. Er stellte einmal als Grundsätze menschlicher Kommunikation fünf Axiome auf. Eins davon will ich hier beleuchten:

Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung zugleich.

Watzlawick legt nahe: Man solle nicht „interpunktieren“. Damit meint er: Man soll nirgends ansetzen, um etwas einseitig als Ursache oder als Wirkung zu bezeichnen. (Dabei sei dieser Kommunikationsbegriff sehr weit gefasst verstanden, etwa: Kommunikation ist jede Form der Interaktion – wie wir uns zueinander verhalten.) Unsere Kommunikation miteinander kann dafür wie ein wechselseitiger Fluss betrachtet werden, in den wir mit solchen Zuschreibungen quasi gewaltsam einbrechen. Was wir dann erwischen („Du hast angefangen!“), wird der Realität selten gerecht. Zumal wenn wir, selbst involviert, uns verletzt fühlen und reflexartig erstmal alles abwehren, was uns zu nahekommen könnte. So werden oft vorschnell Zorn und Rachelust legitimiert („Weil du mir dies und das getan hast, tu ich dir das da an.“), die dann zum Problem werden, wenn die dahinter liegende Angst nicht nachlässt.

Um das Wie-du-mir-so-ich-dir-Schema kurz mit einer Anekdote zu veranschaulichen: Einer meiner Mitbewohner – nennen wir ihn Jakob – war (laut unserem Putzplan) für den Müll zuständig. Als neulich der Papiermüll (schon seit mehreren Tagen) aus dem Eimer hinaus quoll, fragte ich nach. Nach seiner Wahrnehmung seien andere Aufgaben in dieser WG ebenso nicht (zumindest nicht im abgemachten, wöchentlichen Takt) erledigt worden – weswegen er beschlossen habe, es dem gleich zu tun. Den Müll einfach mal für zwei Wochen nicht zu leeren. Im Sinne des obigen Bildes hatte er sich einen Käfig gebaut, statt eine Brücke zu uns, seinen Mitbewohnern. Das Resultat war nicht nur jene Resignation, die er in sich „reingefressen“ hatte, sondern es waren auch die „Sanktionen“, die er seinerseits ergriff. Auf diese Weise konnte niemand übersehen, dass es ein Problem gibt. Statt dass er auf jenes von ihm Bemerkte hingewiesen hätte, führte er es uns nun vor. Dass er es so fortführte, schien er selbst – wie die meisten in solchen Situationen – kaum bemerkt zu haben. Das Ergebnis war nun nicht mehr nur am Papiermüll zu sehen.

Diese Geschichte soll zeigen, wie wir allzu leicht in Berufung auf andere Ursachen und Übel unser eigenes Handeln in deren Konsequenz rechtfertigen. So begehen wir die Übel selbst, über die wir uns eben noch aufregten. Darin, dass wir die Möglichkeit übergehen, das Problem zu lösen (womöglich sind wir die einzigen, die es bemerkt haben!) und die Fortsetzung des Problems durch uns übersehen, liegt schließlich ein Stück Tragik: Könnten wir nicht so auch die schrecklichsten Taten – quasi in Verlängerung des Existenten – auch noch legitimieren? Aber wieso? Wir lenken uns also vom eigenen Leid ab; gleichsam, indem wir zurückschlagen. Doch die Leid-Verursachung wächst dadurch noch an. Die Legitimität unserer „Reaktion“ schreiben wir ihr als logische, „gerechte“ Erwiderung zu. Nämlich eingebunden in den weiteren Kommunikationsverlauf. Statt uns auf (vernünftige) Gründe unseres Handelns zu besinnen, rechtfertigen wir es als (kausale) Konsequenz. Damit bleiben wir ausgerechnet hinter den Potentialen eigener Handlungsfreiheit zurück. Solche Vergeltungszüge zeitigen hingegen (weiterhin) das Problem, auf das sie nur zu reagieren vorgeben. Aber ist das gerecht? Und sollte diese Frage nicht lieber besprochen werden? – Im Fall der WG könnte es sein, dass eine der Personen, die vorab ihrer Aufgabe nicht gerecht wurde, krank war, ohne dass Jakob dies mitbekam. Denkbar ist auch folgendes Szenario: Eine Mitbewohnerin kam zu späterem Zeitpunkt aus dem Urlaub zurück, um dann zu sehen: Oh, Jakob hat den Müll offenbar schon länger nicht geleert … Entrüstet könnte sie nun seine Logik zu handeln übernehmen(?). – Hier sind wir wieder bei: Käfig oder Brücke? Damit würde das Problem jedoch nicht gelöst, sondern eskaliert und vergrößert.

Prinzipiell nicht viel anders verhält es sich in größeren Maßstäben: Die Bekämpfung von Krieg (ob wirtschaftlicher oder militärischer Art) mit denselben Mitteln führt doch nicht zur Beendigung von Krieg. Wer Krieg gegen Krieg setzt, gewinnt dadurch kein Ende. Stattdessen verliert er sich in einer Spirale der Einschüchterung, der Aufrüstung und nicht zuletzt: der Angst. Die Eskalation verselbständigt sich dann in einem geradezu archaischen Reiz-Reflex-Muster, das über den binären Code Flucht/Angriff nicht hinauskommt.

Wir verurteilen das Verhalten „unseres“ Gegners – zurzeit Russland –, lassen den Unterschied fallen zwischen Verhalten und Akteur. Dann psychologisieren wir ihn, framen ihn als Ausgeburt des Bösen und erwidern es mit alledem Bösen, was „uns“ – Deutschland, den US-nahen und NATO-Ländern – so einfällt. Sobald man sich jedoch einig ist und das Problem, den Krieg, benannt hat, würde die Einsicht evident sein, dass eine Lösung im Gegenteil bestehen muss.

Wie du mir, so ich …

Die bei Weitem berühmteste Ausführung einer solchen Strategie mag in der Bergpredigt Jesu bestehen. Wenn wir allen nur antun, was sie uns getan haben – wie unterscheiden wir uns von den Zöllnern, fragt er sinngemäß (Mt 5,46). Nichts setzen wir in die Welt, keinen wenn wir nur Gutes tun denen, die uns Gutes taten. Wir führen nur fort – und bleiben weit hinter dem zurück, was Menschen kraft von Liebe und Vergebung vermögen. Das Quid pro quo menschlicher Interaktion hat also vor mehr als 2000 Jahren ausgedient. Dass dieser Kern des Christentums zum Brechen der Gewaltspirale auch politisch eignet, zeigte Gandhi in seinem Widerstand durch „Satyagraha“. Die eigentliche „Zeitenwende“, so der Theologe Eugen Drewermann, liege in der Bergpredigt. Ihm zufolge entfalten wir unser menschliches Potential erst, indem wir die Angst überwinden (durch die wir dem anderen in sogenannter balance of power immer einen Schritt voraus sein müssen). Vor gut fünf Jahren beklagte Drewermann bereits den restlosen „Ausfall von Gesprächsbereitschaft“. Bei einem Vortrag im Rudolf-Steiner-Haus in Hamburg sprach er aus, was heute aktueller nicht sein könnte:

„Alle Gewalt wird uns nur nötig erscheinen als Ersatzsprache für Gespräche, die nie ausgeführt worden. Wenn der Dialog verstummt, werden die Waffen zu sprechen beginnen.“

Doch Waffen sprechen nur im sprichwörtlichen Sinne; mit dem Abbruch der ihnen zugrunde liegenden Logik müsste das eigene Handeln beginnen. (Wie viel Tiefsinn und Chance wir dabei übersehen – das rekapituliert und pointiert der Theologe seit Jahrzehnten in vielen seiner Vorträge, sowie in dem aktuellen Buch „Nur im Frieden bewahren wir uns selber. Die Bergpredigt als Zeitenwende“.)

Ist die Lösung paradox?

„Was müssen Sie tun, um endgültig einen Burn-out zu erleiden?“ So sähe eine paradoxe Frage in der systemischen Psychotherapie aus. Paradoxe Frage- und Interventionstechniken sind dort integraler Bestandteil. Wie sie wirken, sei hier nur in knapper Form erklärt: Indem die Therapeutin fragt (oder als „paradoxe Hausaufgabe“ aufgibt), was der Patient (angesichts oft bereits innerfamiliär festgefahrener Problemzuschreibungen innerhalb seines familiären Systems) am wenigsten erwartet, verstört sie dessen Erwartungen, erschüttert so festgefahrene Verhaltensmuster. Sie schafft auf diese Weise die Möglichkeit, dass Probleme im jeweiligen System sich lösen (lassen). Das geschieht, indem alte Verhaltensmuster aufgebrochen oder gelockert und (innerhalb des Systems) durch neue ersetzt werden können.

Die Brechung von Erwartungen kann sich auch in Handlungen wie der konkreten Verneinung von Waffengewalt als überaus sinnvoll erweisen kann. Denn sie durchbricht (scheinbare) Unmögliches, indem sie die Zahl der Handlungsoptionen vergrößert. Die geläufige Sichtweise, dass Abrüstung und die Ablehnung von Waffengewalt als ein Zeichen der Schwäche von vornherein zum Scheitern verurteilt seien, unterschätzt nicht nur a) die Psychologie von Menschen, sondern auch b) die (soziale und gesellschaftliche) Dynamik, die entstehen kann, wenn Erwartungen gebrochen, übliche Modi mit originellen Ideen irritiert und begegnet werden.

Indem wir gewohnte Modi wie die militärische Logik von (Stärke als) Waffengewalt brechen, kann Freiheit wieder sprießen. Das ur-menschliches Gut schlechthin kann grad die Entmenschlichung des Krieges wieder auf Chancen zurückführen. Hier zeigt sich, wie die Konformität einer übergroßen Masse in der Handlungsfreiheit einer jeden Person ihr (potentielles) Ende nimmt. Die Initiative ergreifen für Frieden, das heißt (im Sinne des lateinischen „initium“): einen Anfang machen!

Die Kraft der Initiative

Die schwarze US-Amerikanerin Rosa Parks setzte dem anonymen Ungetüm repressiver Konvention am 1. Dezember 1955 – kraft ihrer einzelnen Handlungsfreiheit! – mit ihrer Tat ein Realität und Maßstäbe schaffendes Statement entgegen. Sie tat dies, indem sie die Freiheit ihrer Taten der legislativ und normativ bestrittenen Freiheit ihrer „Rasse“ entgegensetzte: Statt einer weißhäutigen Person im Bus, wie es sich damals in Alabama gehörte, Platz zu machen, blieb sie – im Gegensatz zu den anderen nicht-weißen Menschen – sitzen und beharrte auf ihrem Recht, auch als schwarze Frau dort sitzen zu dürfen. Die durch individuelle Entscheidungen wie diese geschaffenen Präzedenzfälle schlugen Wellen bis hin zu einer Massenmobilisierung, die als „Civil Rights Movement“ in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Das System jener Konventionen wurde erst ins Wanken und dann zu Fall gebracht. Die Handlungsfreiheit habe ich betont, um klar zu machen, dass es nicht mehr braucht als das Ausschöpfen der je eigenen Freiheit – die, wenn ich bei mir selbst anfange (wo ich am meisten in der Hand hab!), immer „meine“ ist, so sehr sie auch in dem jeweiligen Regime in Abrede gestellt und untergraben wäre.

Verwandte Arten des Widerstands finden sich überall, wo Menschen sich mit Missständen und Scheußlichkeiten nicht „abspeisen“ lassen. Brisante Argumente gegen jeden Pazifismus werden gerne am Falle der Judenvernichtung durch die Nazis vorgebracht. Doch auch hier täuscht uns die Geschichtsschreibung nicht über die Menschlichkeit ihrer Subjekte hinweg. Im März 1943 protestierte eine Gruppe von (nicht-jüdischen) Frauen in der Berliner Rosenstraße 2-4 gegen die Inhaftierung ihrer jüdischen Ehemänner. Erfolgreich: Die „unerschrockenen deutschen Frauen“ zeigten, „dass Juden nur retten konnte, wer gegen die Norm verstieß und sein eigenes Leben aufs Spiel setzte“.

Indem wir Gebrauch machen von unserer eigenen Handlungsfreiheit, können wir Gigantisches bewegen. Immer und zu jeder Zeit. Dieses Bewusstsein über ein ur-menschliches Potential – und sei es unter abscheulichen Bedingungen – gilt es, sich wach zu halten. Dabei ist es nicht ausschlaggebend, was oder wie schnell jemand die gewollte Wirkung durch sein Wirken erzielt. Sondern welchen Prinzipien er dabei folgt. Das Wirken für die Freiheit und den Frieden selbst bringen uns zur Menschlichkeit zurück. Oft braucht es viele Einzelne, die auf ein Ziel hinarbeiten, bis dieses in Erfüllung geht. Der Widerstand gegen die amerikanische Rassentrennung wurde nebst Rosa Parks auch durch viele andere schwarze US-Bürger geleistet, sodass eine Serie solcher Taten zusammenkam, deren Urheber alle für sich und aus sich heraus agierten.

Den Weg unter den Füßen

Als Fazit steht aus, dass es darum geht, Möglichkeiten offen zu halten, statt Identitäten festzugurten. Konfrontiert sind wir stets mit Worten und Taten. Menschen sind mehr als ihre Taten, doch durch sie können sie den Lauf der Dinge ändern. Im Gespräch kommen Menschen zueinander und lösen Probleme, anstatt sie in Drohgebärden zu verfestigen. Freiheit ist zwischenmenschlich, sie beginnt immer mit uns selbst.

Ganz gleich, ob es sich dabei um eine Person oder Nation handelt: Den anderen schuldig zu nennen, ist ein Leichtes. Wir sollten uns fragen, was das zur Lösung einer Situation beiträgt. Ist die Antwort: nichts, so müssten wir vielleicht komplexere Realitätsbeschreibungsmaßnahmen denn „Freund-Feind“ erwägen. Zu jeder Zeit hieß es, nur noch dieser Feind muss weg; aber jeder vertröstete Frieden ist Krieg. So meinte Gandhi: Kein Weg führt zum Frieden. Die Wegweiserei endet selbst inmitten von Kriegen! Der Weg muss es selbst sein: Frieden ist der Weg. Bislang wurde er spärlich beleuchtet, als naiv verspottet und vereinzelt gegangen. Doch der Weg liegt hier und jetzt und unter unseren Füßen. Ich bin mir sicher, es lohnt sich, diesen vielfach verleugneten Pfad aufs Neue zu entdecken. Ich glaube, die Menschheit ist reif dafür. Und die Sonne scheint!

Teil 1 dieses Artikels

Hannes Pfeiffer ist Student an der Freien Akademie für Journalismus & Medien.

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