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Interview | 18.04.2024
Tatort ARD
Beate Strehlitz klopft dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf die Finger. Wie es dazu kam und warum sie das tut, erzählt sie am Rande eines Seminars.
Text: Mirko Jähnert
 
 

Das folgende Interview ist im Wortsinn ein Produkt der Freien Akademie für Medien & Journalismus. Beide Gesprächspartner saßen in einem Kurs, in dem diese Textform trainiert wurde.

Beate, du bist in der DDR aufgewachsen. Weißt du noch, welche Medien du damals konsumiert hast?

Ja, neben dem DDR-Fernsehen habe ich auch die West-Sender geschaut.

War dir damals schon bewusst, welche Rolle Medien spielen?

Die Unterschiede waren ja offensichtlich. Ich wollte beide Seiten und Meinungen hören.

Was war für dich der Anlass, dir über das heutige Mediensystem Gedanken zu machen?

2016 hatte ich das Gefühl, dass sich der Diskussionsraum verengt. Die Berichterstattung wurde einseitig.

Hast du ein Beispiel?

In den Medien bekam man über die Vorgänge auf dem Maidan in der Ukraine ein unvollständiges Bild.

Deine Kritik beschäftigt sich hauptsächlich mit den Öffentlich-Rechtlichen, weniger mit den Privaten. Warum?

Ich erwarte Neutralität in der Berichterstattung. Es gibt dort keine Eigentümer mit Interessen. Was im Öffentlich-Rechtlichen gesendet wird, ist die anerkannte Norm.

Welches sind deine drei Hauptkritikpunkte?

Das eingeschränkte Meinungsspektrum, die fehlende Neutralität und die Verwendung unserer Beiträge.

Wie hast du deine Kritik bisher geäußert?

„Ich habe Artikel für Plattformen wie Free21 oder Manova geschrieben und Positionspapiere erarbeitet. Dann habe ich auch auf Demonstrationen gesprochen. Auch Buchautoren haben mit uns zusammengearbeitet, zum Beispiel Alexis Mirbach und Michael Meyen. „Das Elend der Medien“.

Wie stehen Familie und Bekannte zu deinem Engagement?

Ich bin gemeinsam mit meinem Mann aktiv. Vom kritisch denkenden Teil des Bekanntenkreises werde ich oft auf die Themen angesprochen. Die Anderen bekommen kaum mit, was wir tun.

Wenn du einen Tag Programmchefin im Ersten wärst: Was würden wir dort sehen?

Ich würde die Redakteure raus zu den Menschen schicken, um sie zu deren Probleme zu befragen. Bei mir gäbe es weniger Talks, sondern mehr Hintergrundinformationen. Ich finde, die Medien sollten sich auch selbst hinterfragen, zum Beispiel in öffentlichen Gesprächen am Runden Tisch.

Wie würdest du das finanzieren?

In meinem Ideal ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine Medienplattform, auf der sich die Nutzer die Leistungen individuell zusammenstellen. Das Grundangebot kann mit einer geringen Gebühr finanziert werden. Spezielle Wünsche wie bestimmte Sportveranstaltungen oder Kinofilme können über Abo-Angebote bereitgestellt werden.

Was können Menschen, die unzufrieden mit den Medien sind, sich aber machtlos fühlen, deiner Meinung nach tun?

Sie können ihre Unzufriedenheit durch Programmbeschwerden oder Leserbriefe kundtun. Es ist wichtig, dass die Kritik direkt bei den Machern ankommt. Wer den Rundfunkbeitrag nicht zahlen möchte, sollte sich über die verschiedenen Möglichkeiten informieren. Und schließlich sollte der eigene Medienkonsum sortiert und ausgemistet werden. Sender abschalten, Zeitungsabos kündigen und sich stattdessen in der vielfältigen Landschaft der neuen alternativen Medien umschauen.

Vielen Dank und viel Erfolg!

Bildquellen: Flickr, Kai Wegner, Lizenz: CC BY 2.0 DEED