Oben & unten, Welt-, Buch- und Medien-Tresen sowie ein Text von mir: Ab sofort gibt es auf dieser Seite jede Woche fünf Kolumnen, geschrieben von Autoren, die bei uns einen Kurs besucht haben oder dem Projekt verbunden sind.
Das Format bietet zum einen Wiedererkennbarkeit. Wer hier am Dienstag klickt, findet künftig immer etwas Neues aus der weiten Welt und muss nur noch zwei Tage warten bis zur nächsten Buchempfehlung.
Mit den Themen reagieren wir zum anderen auf Schwachpunkte der Gegenöffentlichkeit. Kein Zweifel: Die Kanäle und Seiten, die die „Machtinterpretation der Wirklichkeit“ (Václav Havel) herausfordern, sind kaum noch zu zählen. Masse führt aber nicht automatisch zu Klasse. Die „Alternativen“ seien allzu oft nur eine spiegelverkehrte Version der Leitmedien mit den immergleichen Litaneien und zudem ziemlich fest in der Hand alter Männer, sagte mir sinngemäß Aron Morhoff, als wir über seine Kolumne „Medien-Tresen“ gesprochen haben, die jeden zweiten Freitag erscheinen wird. Wir hoffen, dass er im Wechsel mit Helge Buttkereit frischen Wind in die Debatten bringt und dabei auch den Nebel der Selbstbeweihräucherung wegbläst, der sich hier ausgebreitet hat.
Aron hat schon für den Kontrafunk gearbeitet und sich vor allem auf Nuoviso einen Namen gemacht. Am Telefon erzählte er von einer Reise nach Barcelona, wo er gesehen habe, wie sehr ihn die letzten Jahre abgelenkt hätten von dem, was das Leben ausmacht. Von Kunst und Kultur zum Beispiel. In diese Lücke stellen wir Rezensionen, jeden Donnerstag eine. Einen Buchauszug veröffentlichen oder einen Autor interviewen: Das geht schnell. Eine Besprechung, die Orientierung bietet, braucht Zeit und Urteilskraft. Unser Buchtresen ist auch als Aufforderung an andere Redaktionen zu verstehen: lesen, lesen, lesen. Und streiten natürlich. Ein Lob hilft keinem weiter, wenn es nur der „richtigen“ Haltung gilt.
Oben & unten: Dazu muss ich nicht viel sagen. In der Öffentlichkeit schreibt und sendet die Mittelschicht für die Mittelschicht, hier wie dort. Dabei verschwindet die Wirklichkeit und vor allem das, was Menschen umtreibt, die ihr Geld mit den Händen verdienen. Unsere Autoren kommen gewissermaßen von beiden Enden des Spektrums. Axel Klopprogge war Industriemanager und hat eine Unternehmensberatung aufgebaut. Und Felix Feistel hat es geschafft, sich in der Gegenöffentlichkeit eine (sicher eher prekäre) Schreiberexistenz zu erarbeiten. Wir sind gespannt auf das, was beide zu sagen haben.
Das gilt auch für die Berichte aus aller Welt. Wer von uns weiß schon, was Barcelona gerade umtreibt? Die großen Medienhäuser haben ihr Korrespondentennetz eingedampft, und die Aufmerksamkeit des Publikums verleitet zur deutschen Nabelschau, allenfalls unterbrochen durch Blicke nach Washington, Brüssel, Israel. Wir bieten einen Kontrast. Bulgarien, Ungarn, die Schweiz, MV.
Parallel entsteht ein Videokanal mit drei Programmen: Medienwelt, Ideenwelt, Gespräche. Das wird noch ein wenig dauern und dann noch einmal extra zu bewerben sein. Erklären muss ich vermutlich noch den neuen Namen. Am Tresen treffen sich Hinz und Kunz. Dort kann jeder reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, und wird auch dann mit seinem Gegenüber anstoßen, wenn man mal nicht auf einen Nenner kommt. Auch darum soll es auf dieser Seite gehen. Einander zuhören. Jenseits von Kolumnen und Videos machen wir selbstredend weiter mit Kursen und einem Journalismus, der rausgeht aus den Schreibstuben und neugierig auf das ist, was jenseits der Bildschirme passiert. Bewerbungen und Feedback: freie-medienakdemie@posteo.de