Transparenz ist eines der beiden Schlagwörter, mit dem wir im Herbst 2024 Stufe zwei dieses Medienprojekts gezündet haben. Qualität im Journalismus, so lässt sich das zusammenfassen, braucht nicht nur Vielfalt (Themen, Positionen, Autoren), sondern steht und fällt auch damit, dass das Publikum über das Finanzierungsmodell Bescheid weiß. Also haben wir eine „Einnahmen-Ausgaben-Bilanz“ versprochen, als wir zu Jahresbeginn damit begonnen haben, um Unterstützung zu bitten.
Auf eine Zahl verdichtet: knapp 10.000 Euro Minus. Das klingt schlimmer, als es ist, weil auf der Habenseite mehr steht, als wir zu träumen gewagt haben. Ganz oben: 275 Texte, geschrieben von 32 Autoren. Die allermeisten schenken uns dabei ihre Zeit und ihre Kreativität. Auch wieder auf eine Zahl gebracht: Drei von vier Texten durften wir veröffentlichen, ohne dafür ein Honorar zu zahlen. Beim vierten Viertel machen wir das gern, weil wir Kurse und Seite auch als eine Rampe sehen, über die junge (und auch nicht mehr ganz so junge) Menschen in den Journalismus starten können.
Dieser Beruf ist in den letzten Jahren zu einer Spielwiese für die Kinder der Wohlhabenden geworden – mit Folgen für das, was in die Öffentlichkeit kommt und wie darüber diskutiert wird. Wer sich dort als „Freier“ durchschlagen will, egal ob in den Staats- oder in den Milieumedien, braucht entweder Geld in der Familie oder einen Hang zur Askese. Ein kleines Projekt wie dieses hier kann da nicht wirklich gegenhalten, aber wir wollen denen, die es brauchen, wenigstens eine Aufwandsentschädigung bieten, und zahlen ihnen deshalb 100 Euro pro Text. Auch wer als Referent in einem unserer Kurse auftritt, bekommt etwas – genauso wie alle, die dafür sorgen, dass der Ton in den Videos passt und die Webseite so läuft, wie man das sonst auch gewöhnt ist. Dazu kommen Kosten für die Infrastruktur (Server, Konto, Postfach und, nicht zu vergessen, die „Mediathek der Freien“, die wir auch für den Tag bespielen, an dem YouTube uns nicht mehr will), ein Foto-Abo der dpa, die pro Bild 35 Euro nimmt, Technik (Kameras, Licht, Mikrofone – Dinge, die tatsächlich immer mal wieder kaputtgehen), Übernachtungen von Interviewpartnern sowie der Raum, in dem wir im September vier Waldgespräche geführt haben.
Bild: Gespräch mit Alexander Teske am 10. Juli in Hengersberg, organisiert von „Deggendorf miteinander“. Rechts: Filmemacher Tobias Jansen
Das Minus oben wäre weit größer, wenn nicht alle unsere Gäste auf Fahrtkosten und Honorar verzichtet hätten. Sonst hätten wir nie und nimmer 16 Gespräche drehen können (in der Playlist fehlen noch die Interviews mit Günter Roth und Jörg-Heiner Möller, die gerade in der Postproduktion sind). Das Jahresende ist deshalb eine schöne Gelegenheit, danke zu sagen –
Über Daueraufträge, Schenkungen und Paul Brandenburgs Spendencoin Nackte Mark sind 2025 rund 9000 Euro zusammengekommen, etwas mehr als zehn Prozent davon in Kryptos. Nicht mitgerechnet haben wir dabei die Unkostenbeiträge für die Kurse, die es in diesem Jahr gab, da wir dieses Geld direkt ausgeben für Raum und Verpflegung. Ebenfalls nicht in die Bilanz eingegangen sind die vielen Kleinspenden von Besuchern der vier Waldgespräche mit Jürgen Fliege, Joana Cotar, Gerd Reuther und Gabriele Gysi. Als Veranstalter haben wir gelernt: Ohne einen festen Eintrittspreis erntet man im besten Fall zwar Lob und gute Stimmung, macht aber unter dem Strich auch dann Verlust, wenn prominente Gäste nichts weiter wollen als ein geneigtes Publikum.
Bild: Waldgespräch mit Gabriele Gysi am 11. September, krönender Abschluss einer Interviewserie, die unser ganz persönliches Jahres-Highlight war
Wer jetzt überlegt, ob er uns im nächsten Jahr helfen möchte, braucht sicher noch ein paar Details zu den Kosten:
Macht Ausgaben von 18.683,70 Euro. Wenn wir im nächsten Jahr besser werden und noch mehr von dem Journalismus liefern wollen, den wir in unseren Kursen anpreisen (aktuell und vor allem nah dran an den Menschen und ihrer Wirklichkeit), wird das nicht reichen. Guter Journalismus kostet Zeit und damit Geld – genau wie beides hilft, Reichweite und Sichtbarkeit zu steigern. Seit Oktober verschicken wir jeden Samstag einen Newsletter und bewerben schon länger jeden Text und jedes Video auf Telegram (@MichaelMeyen), X und LinkedIn. Wer wenig hat, kann dort teilen, liken, kommentieren und so die Algorithmen füttern. Auch von Texten und Ideen können wir nie genug bekommen. Immer her damit. Zunächst aber: ein paar ruhige Tage zum Jahreswechsel. Wir sind am 12. Januar wieder da.
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