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Medien-Tresen | 03.10.2025
Im Kleingarten
Dies ist die Geschichte, wie ich mich wegen Corona in meinen Garten rettete. Mein Kleingarten ist mein Medium. Vielleicht sogar ein Signalgeber. Analog.
Text: Hans der Kleingärtner
 
 

Dumme rennen, / Kluge warten, / Weise gehen in den Garten. (Rabindranath Tagore nachgesagt)

Es ist ernst, hatte mir Frau Merkel am 18. März 2020 im Staatsfernsehen versprochen. Üblicherweise lache ich bei sowas laut los. Aber ich war auch schon untrüglich über das kommende Elend informiert. Durch meine Kaufhalle. Eine Woche vor Merkel.

Bildbeschreibung Hier sieht man mich am 11. März 2020 fassungslos bei Penny. Das Regal mit dem Toilettenpapier ist leer. Mir wurde handgreiflich klar: Was mein Kleingarten nicht hergibt, wird es perspektivisch nicht geben. Gartenleben ist Überleben.

Bildbeschreibung Am Himmelfahrtstag 2020 begann ich, mich gegen das Killervirus zu wehren. Indem ich das Corona-Sterbeglöckchen läutete. Mit Alu-Hut beschirmt. Und nur in meinem Garten. Denn es galt öffentliches Trinkverbot. Recht so. Dazu umfasst auch das Latinum des Kleingärtners nur zwei Worte: HIC BIBITUR. Im Garten trug ich Strickstrumpf im Gesicht. Das störte immer beim Picheln. Jens Spahns Maske gab es noch nicht. Damit wurde es noch schlimmer.

Bildbeschreibung Vergrößert: rechts mein Corona-Sterbeglöckchen. Und: Meinen Biervorrat habe ich coronamäßig umetikettiert. Liebe Medienakademie, zählt so ein umgestaltetes Bierchen schon als unabhängige Berichterstattung?

Selfpublishing ist nicht gerade ein Massenmedium. Aber mein Wille, die medialen Vorgaben aufzugreifen und die Propaganda im Alltag umzusetzen, ist erkennbar.

Schnell warf sich der Bundestag in die Brust, die Hotels im Land zu schließen. Oder dann mit 3G oder 2G beliebig unzugänglich zu machen. Nicht in meinem Garten, sagte ich mir. Ich werkelte und öffnete ein Hotel nach dem anderen. Der Baumarkt war ja gottlob offen gelassen worden. So darf man sich den Lockdown und seine Abarten in meinem Garten vorstellen. Detail eines Bienenhotels bei mir in der Frühlingssonne:

Bildbeschreibung Mein Hotel wurde sofort und gerne angenommen. Bei der nächsten Plandemie könnte ich ja eine Kleingarten-Kirche eröffnen. Not macht erfinderisch.

Bildbeschreibung Erst kommt die flotte Biene. Dann habe ich was auf der Kirsche. Bäume sind das Feuilleton des Gartens. Bäume sind Gedichte an Gott.

Kann keiner sagen, ich sei nicht informiert gewesen. Ich las bei Ulrike Guérot, wie wir leben wollen. Und dass uns dabei ein Recht auf analoges Leben zusteht. Dachte ich: Kleingarten ist schön analog. Dann aber auch: www.coronaausschuss.de, #allesaufdentisch, #allesdichtmachen. Na ja, der freitägliche Corona-Ausschuss hielt mich bei seiner Länge aber zu sehr vom Jäten ab. Ich war für die Kürze in der Würze. Meine Maskensprüche gingen dann so:

Von Ohr zu Ohr / machen wir uns was vor.

Oder

Weil ich so am Leben hänge / Maske auf auf Lebenslänge.

Gartenarbeit ist halt nicht nur Rumwühlen, sondern auch kontemplativ. Und: Freilich wurde ich überwacht. Von Beginn an.

Bildbeschreibung Alle Lockdowns lang kontrollierte mich meine Besuchs-Katze. Sie postierte sich vor meiner Tür, damit ich nicht ohne Grund die Parzelle verlasse. Das tat meinem Kleingarten richtig gut. Ob Katze und ich für oder gegen Zero-Covid waren, hatten wir gar nicht zu Ende erörtert.

Natürlich erarbeitete ich für meinen Kleingarten ein Hygienekonzept. Diese Flatterviecher vom Kleingartenmarkt in Wuhan, die uns das Ganze mit ihrem Fledermausvirus eingebrockt hatten, sollten mir nicht ungeschoren davonkommen. Sie sollten leiden wie ich:

Bildbeschreibung Gartenbesucher fanden das Signet nicht lustig. Die Wirkung meines Aufklebers war dann auch nicht so doll. Die Tiere flogen und fliegen quietschvergnügt über dem Garten meines Nachbarn hin und her. Als wäre nichts. Apropos Fliegen: Meine Gartennachbarn rechts und links gehen mit der Zeit. Wenn es über mir monoton in hohen Tönen summt, dann lassen sie wieder ihre Drohnen steigen. Mehr kriegstüchtig muss von mir aus nicht.

Eine Ständige Impfkommission (STIKO) hatte auch bei mir auf der Parzelle das Sagen: Keine genveränderten und genverändernden Substanzen im Kleingarten! – das war der Entscheid.

Am 28. Februar 2022 markierte dann Herr Scholz im Staatsfernsehen eine Zeitenwende. Üblicherweise lache ich bei sowas laut los. Noch dazu sprengte ein Tauchlehrer meine Gaspipeline, wie es in der Zeitung steht. Da meine Laube zu klein und zu morsch ist, habe ich keine Photovoltaik auf dem Pappdach. Wie kriegstüchtig kann ich als Kleingärtner Energieversorgung?? Also erbat ich von einem Pazifisten, dass er mich mit in seine Försterei nimmt. Um tüchtig Borkenkäfer-Holz für bitterkalte Laubentage abgreifen zu können. Das war Solidarität, wie sie nicht in der Zeitung stand!

Bildbeschreibung Nichts anbrennen lassen, sagt Hans der Kleingärtner. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Kleingarten ist Super-Preppern. Links im Bild meine rote Harke.

Also dann kam wie gesagt der Krieg. Und keiner hörte hin oder zu. So musste ich den Schnulli, der dazu in meiner Zeitung stand, mit meiner Katze erörtern. Bildbeschreibung

Ich legte ihr das Bild vom Europagesicht vor und andere Prachtstücke kriegsversessener Journalistik. Ich erwartete, dass Katze das gefälligst liest. Wenigstens ansieht. Sie sagte aber nur, geh mir vom Pelz damit!

Wässern, Düngen, Jäten, Ernten, Einsaften, Hecke stutzen. Meiner Meise zuhören. Gehe ich in den Garten, gehe ich nur in den Garten. Zweckfrei. Und so sieht er dann auch aus. Bei genügend Zeit sieht dein Garten aus, wie du bist. Mehr is nich. Und ich muss ja auch noch meinen in Teilen gesichert rechtsextremen Rollrasen mähen.

Den Rest könnt Ihr Euch denken.

Unkraut vergeht nicht, sagt Hans der Kleingärtner

Hans dem Kleingärtner ist Lust am Gärtnern nicht im Schulgarten gekommen. Der Garten in erster Ehe war Überflutungsgebiet. Im Garten zweiter Ehe teilt er sich mit seiner Frau rein.

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Bildquellen: Hans der Kleingärtner