38201ea978439fd4ac6b8bca657470d4
Artikel | 22.02.2023
Maaßen und die Medien
Der geplante Parteiausschluss von Hans-Georg Maaßen beherrscht die Schlagzeilen. Wer sich aus den Leitmedien informiert, kennt trotzdem nur die halbe Wahrheit.
Text: Daniel Holfelder
 
 

Der deutsche Journalismus ist einseitig. Das ist keine neue Erkenntnis, macht den Einzelfall aber nicht besser. In diesen Tagen sind es die Berichte über den früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen, die einen mit dem Kopf schütteln lassen.

Maaßen hat gerade seinen Autorenvertrag bei C.H. Beck verloren und soll nun aus seiner Partei, der CDU, ausgeschlossen werden. Zu den Gründen heißt es in einem Beschluss des Parteivorstands: „Immer wieder gebraucht er die Sprache aus dem Milieu der Antisemiten und Verschwörungsideologen bis hin zu völkischen Ausdrucksweisen." Und weiter: „Für seine Äußerungen und das damit zum Ausdruck gebrachte Gedankengut ist in unserer Partei kein Platz.“(1) Große Vorwürfe. Aber was hat Maaßen denn genau gesagt?

Via Twitter (2) und in einem Interview (3) fuhr er gegen die „treibenden Kräfte im politisch-medialen Raum“ schwere Geschütze auf. Der ehemalige Spitzenbeamte unterstellte dem Establishment „eliminatorischen Rassismus gegen Weiße und den brennenden Wunsch, dass Deutschland verrecken möge.“ Damit nicht genug. Maaßen monierte „eine grün-rote Rassenlehre, nach der Weiße als minderwertige Rasse angesehen werden und man deshalb arabische und afrikanische Männer ins Land holen müsse.“

Die lustigen „Weißbrote“

Nun ist es das eine, den Noch-CDU-Mann für diese Entgleisungen zu kritisieren. ARD, Süddeutsche und Co. überbieten sich darin. Das andere wäre, den Kontext seiner Aussagen zu beleuchten. Hier herrscht Schweigen im Blätterwald.

Wenn Maaßen von Rassismus gegen Weiße spricht, bezieht er sich auf den Seenotretter Axel Steier, den Gründer der bekannten Organisation Mission Lifeline. Der wurde auf Twitter gefragt, warum Mission Lifeline gerettete Migranten nach Europa (und nicht zurück in ihre Heimatländer) bringen müsse. Steiers Antwort: „Na weil wir das so wollen. Wir sitzen am längeren Hebel. Bald ist Schluss mit dem lustigen Leben als Weißbrot!“

Weiter schrieb er, dass es in „50 bis 100 Jahren keine Weißbrote mehr geben“ werde, weil sich deren Nachkommen für nicht-weiße Partner entscheiden würden. „Die Enthomogenisierung der Gesellschaft schreitet voran. Ich unterstütze das mit meiner Arbeit“, so Steier. (4)

Messen mit zweierlei Maß

Maaßen postete diese Zitate auf seinem Twitter-Account und schrieb darüber den Satz vom „eliminatorischen Rassismus gegen Weiße." Für das Wort „eliminatorisch“, das mit der Judenvernichtung konnotiert ist, gibt es keine Entschuldigung.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Steiers Phantasien von enthomogenisierten „Weißbroten“ tatsächlich rassistisch sind. Die Qualitätspresse geht darüber einfach hinweg. Auf der Homepage der Tagesschau finden sich 38 Beiträge zur Causa Maaßen. In keinem einzigen davon werden die Fehltritte des Mission Lifeline-Gründers erwähnt.

Dieses Messen mit zweierlei Maß kennzeichnet die Leitmedien seit langem. Wer auf der falschen Seite steht, wird zur Zielscheibe. Die richtige Seite darf sich alles erlauben. Migrationsgegner Maaßen zieht gegen Flüchtlingshelfer Steier den Kürzeren. Anständiger Journalismus geht anders.

Quellen und Anmerkungen:

(1) https://www.cdu.de/artikel/hans-georg-maassen-soll-die-cdu-verlassen

(2) https://twitter.com/HGMaassen/status/1613837068358090759 (Rechtschreib- und Kommafehler im Original wurden nicht übernommen)

(3) https://www.alexander-wallasch.de/gastbeitraege/nach-gruen-roter-rassenlehre-sind-weisse-eine- minderwertige-rasse

(4) https://twitter.com/Axel_Steier/status/1604065669519233024 (Die Frage, warum Mission Lifeline die geretteten Migranten nach Europa bringen müsse, wurde vom Fragesteller inzwischen gelöscht. Für den Ursprungstweet siehe Quelle (2))

Daniel Holfelder ist Student an der Freien Akademie für Medien und Journalismus.

Bildquellen: Ohmydearlife, pixabay