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Bericht | 29.08.2024
Impfkritik als Kassenschlager
In Taucha bilden sich seit drei Wochen Abend für Abend Menschentrauben vor dem kleinen Kino. Sie wollen den Film „Nur ein Piks“ von Mario Nieswandt sehen.
Text: Beate Strehlitz und Dieter Korbely
 
 

Normalerweise fährt der Rand-Leipziger ins Zentrum, wenn er Kultur möchte. Gewandhaus, Oper, Theater, Kinos, Kleinkunst. Alles da. Taucha? Eher ein verschlafenes Städtchen im Nordosten der Metropole. Im Moment lohnt sich aber eine Kulturpilgerreise an den Rand der Stadt. Im Kino läuft der Film „Nur ein Piks: Im Schatten der Impfung“. Tauchauer Bürger waren auf Betreiber Daniel Grahl zugegangen. Seit dem 8. August ist der Film dort so erfolgreich, dass er immer wieder verlängert wurde. Auch in Nittenau, einer Kleinstadt im Oberpfälzer Landkreis Schwandorf, läuft er in der dritten Woche. Nur sechs Kinos zeigen den Film in Deutschland – jeweils mit überwältigendem Erfolg. Bei unserem Besuch, noch in der ersten Woche, war das Kino fast voll besetzt. Als Überraschung war an diesem Abend Filmemacher Mario Nieswandt anwesend. Spontan wurde eine Fragerunde initiiert. Aber wir wurden aufgefordert, das Kino zu verlassen, weil das den Zeitplan im Saal durcheinanderbrachte. Die Diskussion fand dann vor dem Kino statt. Nieswandt selbst war von der Resonanz überwältigt. Er sprach über Motivation und Ziel, wurde mit Fragen gelöchert und drückte viele Hände.

In dem Film zeigen Mario Nieswandt und sein Team Menschen in England und Deutschland, deren Leben völlig verändert wurde, weil sie daran glaubten, sich mit einem „Piks“ vor Covid-19 zu schützen. Eindrücklich sind Leid und Schmerzen zu sehen. Menschen, die aus der Bahn geworfen wurden. Angesehene Mediziner analysieren Symptome und Krankheitsbilder. Haben Hersteller, Sicherheitsbehörden und Gesundheitspolitiker die Schäden überhaupt bemerkt oder bemerken wollen? Wäre es nicht ihre Pflicht gewesen, alle Nebenwirkungen zu erfassen, zu dokumentieren und gegenzusteuern? Nieswandt behandelt in seinem Film die teilweise widersprüchlichen Informationen, die ab Frühjahr 2020 verbreitet wurden. Er berichtet von seiner eigenen Skepsis gegenüber der Impfung. Die Rolle der politischen Entscheidungsträger und auch der Medien ist ein weiterer Aspekt. Mit dem Film möchte er die Komplexität der Situation dokumentieren, in der sich die Gesellschaft befand. Nieswandt hat sich bewusst dafür entschieden, einen Kinofilm zu drehen. Denn er möchte den Kinos nach den langen Schließzeiten wieder zu mehr Umsatz verhelfen. Die Publikumsresonanz gibt ihm recht und zeigt, dass das Thema nach wie vor viele Menschen beschäftigt. Nicht nur diejenigen, die von Beginn an skeptisch waren und das Mittel von vornherein ablehnten. Wer die Spritze genommen hat und sich jetzt über seine angeschlagene Gesundheit wundert, möchte mehr über mögliche Ursachen wissen. Andere wollen mehr über die Hintergründe gesellschaftlicher Verwerfungen erfahren, die sie nach der Corona-Zeit registrieren. Von der Tagesschau erhalten sie keine zufriedenstellenden Antworten.

Unmittelbar nach einer Vorstellung haben wir einige Kinobesucher zu ihren Eindrücken befragt. Zunächst ein Ehepaar aus Taucha. Er fand den Film sehr informativ und inhaltsreich. Sie: „Ich bin hier wegen meinem Mann. Es war sehr schwierig, mit ihm darüber zu sprechen. Ich kann ihm das auch nicht so gut rüberbringen. Deswegen habe ich ihn gefragt, ob er sich dafür interessiert und wir den Film gemeinsam ansehen.“

Dann zwei junge Frauen. Vivian Sommer, 37, aus Bennewitz: „Ich habe vieles schon gewusst. Aber hier wurde es nochmal sehr gut zusammengefasst. Manches war für mich auch neu. Zum Beispiel, dass Geimpfte erst zwei Wochen nach der Impfung als geimpft gezählt werden. Impfnebenwirkungen in den ersten zwei Wochen nach der Impfung wurden deshalb gar nicht als solche gewertet. Sehenswert für Leute, die sich vielleicht mit solch kritischen Sachen sonst nicht auseinandersetzen würden.“

Eine Gynäkologin, die anonym bleiben möchte, spricht von Wahlpropaganda für die AfD. Dann sagte sie aber: „Ich habe mir den Film angeschaut, weil ich ihn interessant finde. Ich war in der ganzen Zeit offen für alles. Ich finde es schrecklich, wenn jemand in der Zeit einen Schaden erleiden musste. Ich habe eine mir gut bekannte Ärztin verloren, an der Krankheit. Die Zeit war sehr diktatorisch, und ich habe selbst darunter gelitten.“ Und weiter: „Als Ärztin kann ich nicht sehen, dass der Bericht seriös ist. Aber ich wollte mir einen Eindruck verschaffen. Was ich erlebt und von Kollegen auf einer Intensivstation gehört habe, war das Leid, das sie durchgemacht haben. Da habe ich mitgelitten. Ich hatte nicht so viele Leute, die Impfschäden hatten, habe aber die Augen nicht verschlossen. Störungen bei der Regelblutung zum Beispiel. Ich habe auch Leute untersucht, wo unter der Achsel Lymphknotenschwellungen aufgetreten sind nach der Impfung. Trotzdem denke ich, dass es mehr Corona-Tote als Impfschäden gab. Diese Zahlen werden im Film überhaupt nicht erwähnt.“

Frank, 54, aus Leipzig: „Viele Fakten kannte ich schon. Den Film sollten sich vor allem die Leute anschauen, die immer noch glauben, dass ihnen im Fernsehen die Wahrheit erzählt wird.“ Für Kinobetreiber Daniel Grahl dürfte sich die Entscheidung gelohnt haben, diesen Film zu zeigen. Sein Kino war drei Wochen lang fast immer ausverkauft. Das Schlusswort geben wir Mario Nieswandt: „Möglichst viele Menschen, die über das Leid schon Bescheid wissen, sollten den Film gemeinsam mit jeweils einem anderen Menschen anschauen, der darüber noch nicht so viel weiß.“ So wie es das Tauchaer Ehepaar gemacht hat.

Bildquellen: Engin Akyurt @Pixabay